von Sonja Vodicka
Der Morgen am Ufer der Möll ist klar. Die Luft scheint so sauber und frisch, als wäre es der erste Tag der Schöpfung. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, so als hätte es hier unmöglich die ganze Nacht geregnet. Über Nacht haben sich weiße Hauben auf die Gipfel der umliegenden Dreitausender gezuckert, darunter sticht das Grün der Wiesen und Bäume. Die Stille wird nur ab und zu durch ein Pferdewiehern oder einen Hahnenschrei unterbrochen.
Als Hintergrundsmusik ist das Rauschen der Möll immer gegenwärtig. Die erste Nacht im urigen Bauernbett unseres „Mühlner Hauses“ am Moserhof im Kärntner Mölltal liegt hinter uns, das Frühstück mit frischer Kuhmilch, Käse, selbstgebackenem Brot von Wirtin Gerhild Hartweger wartet im Bauernhaus und dann soll´s endlich losgehen: zum Tagesritt auf die Teuchl-Alm.
Was sich anhört wie der Beginn eines kitschigen Heimatromans oder eines Kinderbuchs aus längst vergangenen Tagen ist tatsächlich echt. „Der Moserhof“ ist wie ein lebendes Bilderbuch, das man aufschlägt. Entgegen kommen einem vertraute Gestalten wie der blonde, immer freundliche Bauer Heinz auf seinem Traktor, auf der nächsten Seite Kinder im Hühnerstall, die sich ihr Frühstücksei bei den Hennen selbst abholen, im Streichelzoo Meerschweinchen, Hasen und jungen Katzen, die Eselin Emma, die mit ihren zwei Fohlen über den Hof läuft, der weiße Ziegenbock Beppo, der mit seinen Hörnern den Pferdestall bewacht und natürlich nicht zu vergessen, Heiko der brave Hofhund, der immer schwänzelnd nach dem Rechten sieht und als wichtigstes Kapitel- unsere Lieblingstiere die Pferde, die friedlich am Flussufer der Möll grasen.
Man kann sich schwer vorstellen, dass dieses Idyll vor knapp fünf Jahren beinahe ausgelöscht worden wäre. Ein Brand vernichtete im Februar 2004 den alten Moserhof. Der traditionelle, bereits 1283 als Meiereibetrieb der Burgruine Falkenstein erwähnte „Hof am Moos“, war der erste und älteste Urlaubsbauernhof in Oberkärnten gewesen. Bereits vor 55 Jahren beherbergten die Eltern von Heinz Hartweger (50), Hofherr in der 13. Generation, die ersten Sommerfrischler aus Wien. Heute zeugt nur noch ein Gemälde im Speiseraum des Haupthauses von jenem verhängnisvollen Tag als ein Feuersturm über die beiden Bauernhäuser und den Pferdestall fegte. „Unsere elf Haflo-Araber und Haflinger konnten sich retten, da sie schon immer im Offenstall gehalten wurden“, erinnert sich Gerhild Hartweger (44), „doch der Hof war verloren“. In Akkordarbeit schaffte es die Familie innerhalb von 18 Monaten, mithilfe von 30 Mann, ihre Existenzgrundlage wieder aufzubauen und dabei gleichzeitig „wie Phönix aus der Asche“, so Gerhild Hartweger eine Vision zu verwirklichen: Sie planten das erste Bauernhofferiendorf Österreichs im Stile eines alten Bergbauerndorfes, mit jeglichem Komfort von heute und dem Flair der „guten alten Zeit“. Heinz und Gerhild Hartweger bereisten fortan Kärnten auf der Suche nach alten Almhäusern und Bauernmöbel. Mitgebracht haben sie das „Mühlner Haus“, eine alte Mühle, das „Almhaus“ und das „Troadkastenhaus“ aus dem Gurktal. Diese historischen Blockhütten trugen sie ab und bauten sie in ursprünglicher Bauweise, allergikergerecht, mit Dämmstoffen aus Schafwolle und Flachs, jedoch mit Zentralheizung, neuen Bädern, und „verstecktem Komfort“, rund um eine kleine Dorfkapelle, am Ufer der Möll, wieder auf. Bei abnehmendem Mond schlug Heinz Hartweger 400- jähriges Alm- Lärchenholz aus seinem Wald für sechs weitere Häuser, stattete alle mit Fliesen aus gebranntem Ton, Bauernmöbeln und urigen „Kuchlherden“ aus.
Vom eigentlichen Bauernhaus, das immer noch das Wohnhaus der vierköpfigen Familie Hartweger ist, verschonte das Feuer, so die Wirtin und studierte Pädagogin Gerhild Hartweger nur „das Herz des Hauses, die Küche und die Kornkammer von 1283“. Hier steht nun ihr Büro, von wo aus sie die Geschicke des Moserhofes steuert. Mit direktem Blick auf Reit-, Kuhstall und Reithalle. Dort hat Reitlehrerin Christina das Sagen.
Morgens um zehn Uhr verteilt sie die Pferde für den Tagesritt auf die Alm. Lamira heißt die braune Haflo-Araberstute, die mich nun vier Stunden auf die „Teuchen“ tragen wird. Meine beiden Töchter lasse ich getrost zurück, Schirin erhält Reitstunden in der Halle und die vierjährige Amina darf auf Eselin Emma und Pony Fritzi einige Runden drehen, ansonsten ist sie sowieso den ganzen Tag mit „ihren Meerschweinchenbabys“ geschäftigt. Mittags werden wir uns alle zur Jause auf der Alm treffen, da dorthin auch ein Fahrweg führt.
Wildromantisch empfängt uns das ehemalige Goldgräbertal Teuchen. Zu Zeiten der Kaiserin Maria Theresia mussten Sträflinge hier nach Gold suchen. Heute noch zeugen die rötlichen Steine im Teuchenbach und die verlassenen Schmelzhütten an dessen Ufer, von dem „goldenen Zeitalter Kärntens“. Durch vier alte Goldgräbertunnel führt der Weg. Das Wasser tropft überall von den Wänden und es ist fast stockdunkel. Ich muß Lamira blind vertrauen, dass sie auf dem feuchten Boden ihre Hufe sicher setzt, doch die Stute ist, wie alle Pferde des Moserhofs sehr trittsicher. Die folgende Galoppstrecke entlang des Steilufers der Klamm, durch die der Fluß seinen Weg bahnt, ist ein Traum. Danach lassen wir die Pferde im Gebirgsbach trinken und auch wir Reiter können nach zwei Stunden im Sattel im „Gasthof Alpenheim“ Hunger und Durst löschen, während die Pferde neben uns grasen. Hier oben treffen sich die Reiterinnen mit dem Rest der Familie, jeder kommt hier herauf, sei es die Großmutter per Auto, oder der Ehemann per Mountainbike oder zu Fuß. Es ist ein lustiges Zusammentreffen, bei Speck, Käse und Brot, bevor sich, nach zwei Stunden Pause, jeder wieder auf seine Art an den Rückweg macht. Den genieße ich vom Rücken Lamiras noch einmal besonders, da der Rück- Ritt bergab durch das Teuchental nun wieder ganz neue Ausblicke auf den Nationalpark Hohe Tauern, mit seinen imposanten Gipfeln ermöglicht. Nach zwei Stunden Abstiegs, mit unseren trittsicheren Pferdchen begrüsst uns unten am Moserhof Hund Heiko und meine Tochter Schirin kommt mir freudestrahlend entgegen: „Morgen darf ich schon mit ausreiten, da geht es auf die Moseralm“.
Am Abend, wenn im Speiseraum des Moserhofs alle Gäste bei einem, von Bauer Heinz Hartweger kredetzten Schnapserl zusammensitzen, glaubt man sich Teil einer großen Familie: dieser glücklichen Bauernfamilie aus dem Bilderbuch.
Informationen:
Gut Moserhof, Moos 1, A-9816 Penk, Tel.0043 4783 2300, www.moserhof.net
Nationalpark Hohe Tauern, www.hohetauern.at
Was sich anhört wie der Beginn eines kitschigen Heimatromans oder eines Kinderbuchs aus längst vergangenen Tagen ist tatsächlich echt. „Der Moserhof“ ist wie ein lebendes Bilderbuch, das man aufschlägt. Entgegen kommen einem vertraute Gestalten wie der blonde, immer freundliche Bauer Heinz auf seinem Traktor, auf der nächsten Seite Kinder im Hühnerstall, die sich ihr Frühstücksei bei den Hennen selbst abholen, im Streichelzoo Meerschweinchen, Hasen und jungen Katzen, die Eselin Emma, die mit ihren zwei Fohlen über den Hof läuft, der weiße Ziegenbock Beppo, der mit seinen Hörnern den Pferdestall bewacht und natürlich nicht zu vergessen, Heiko der brave Hofhund, der immer schwänzelnd nach dem Rechten sieht und als wichtigstes Kapitel- unsere Lieblingstiere die Pferde, die friedlich am Flussufer der Möll grasen.
Man kann sich schwer vorstellen, dass dieses Idyll vor knapp fünf Jahren beinahe ausgelöscht worden wäre. Ein Brand vernichtete im Februar 2004 den alten Moserhof. Der traditionelle, bereits 1283 als Meiereibetrieb der Burgruine Falkenstein erwähnte „Hof am Moos“, war der erste und älteste Urlaubsbauernhof in Oberkärnten gewesen. Bereits vor 55 Jahren beherbergten die Eltern von Heinz Hartweger (50), Hofherr in der 13. Generation, die ersten Sommerfrischler aus Wien. Heute zeugt nur noch ein Gemälde im Speiseraum des Haupthauses von jenem verhängnisvollen Tag als ein Feuersturm über die beiden Bauernhäuser und den Pferdestall fegte. „Unsere elf Haflo-Araber und Haflinger konnten sich retten, da sie schon immer im Offenstall gehalten wurden“, erinnert sich Gerhild Hartweger (44), „doch der Hof war verloren“. In Akkordarbeit schaffte es die Familie innerhalb von 18 Monaten, mithilfe von 30 Mann, ihre Existenzgrundlage wieder aufzubauen und dabei gleichzeitig „wie Phönix aus der Asche“, so Gerhild Hartweger eine Vision zu verwirklichen: Sie planten das erste Bauernhofferiendorf Österreichs im Stile eines alten Bergbauerndorfes, mit jeglichem Komfort von heute und dem Flair der „guten alten Zeit“. Heinz und Gerhild Hartweger bereisten fortan Kärnten auf der Suche nach alten Almhäusern und Bauernmöbel. Mitgebracht haben sie das „Mühlner Haus“, eine alte Mühle, das „Almhaus“ und das „Troadkastenhaus“ aus dem Gurktal. Diese historischen Blockhütten trugen sie ab und bauten sie in ursprünglicher Bauweise, allergikergerecht, mit Dämmstoffen aus Schafwolle und Flachs, jedoch mit Zentralheizung, neuen Bädern, und „verstecktem Komfort“, rund um eine kleine Dorfkapelle, am Ufer der Möll, wieder auf. Bei abnehmendem Mond schlug Heinz Hartweger 400- jähriges Alm- Lärchenholz aus seinem Wald für sechs weitere Häuser, stattete alle mit Fliesen aus gebranntem Ton, Bauernmöbeln und urigen „Kuchlherden“ aus.
Vom eigentlichen Bauernhaus, das immer noch das Wohnhaus der vierköpfigen Familie Hartweger ist, verschonte das Feuer, so die Wirtin und studierte Pädagogin Gerhild Hartweger nur „das Herz des Hauses, die Küche und die Kornkammer von 1283“. Hier steht nun ihr Büro, von wo aus sie die Geschicke des Moserhofes steuert. Mit direktem Blick auf Reit-, Kuhstall und Reithalle. Dort hat Reitlehrerin Christina das Sagen.
Morgens um zehn Uhr verteilt sie die Pferde für den Tagesritt auf die Alm. Lamira heißt die braune Haflo-Araberstute, die mich nun vier Stunden auf die „Teuchen“ tragen wird. Meine beiden Töchter lasse ich getrost zurück, Schirin erhält Reitstunden in der Halle und die vierjährige Amina darf auf Eselin Emma und Pony Fritzi einige Runden drehen, ansonsten ist sie sowieso den ganzen Tag mit „ihren Meerschweinchenbabys“ geschäftigt. Mittags werden wir uns alle zur Jause auf der Alm treffen, da dorthin auch ein Fahrweg führt.
Wildromantisch empfängt uns das ehemalige Goldgräbertal Teuchen. Zu Zeiten der Kaiserin Maria Theresia mussten Sträflinge hier nach Gold suchen. Heute noch zeugen die rötlichen Steine im Teuchenbach und die verlassenen Schmelzhütten an dessen Ufer, von dem „goldenen Zeitalter Kärntens“. Durch vier alte Goldgräbertunnel führt der Weg. Das Wasser tropft überall von den Wänden und es ist fast stockdunkel. Ich muß Lamira blind vertrauen, dass sie auf dem feuchten Boden ihre Hufe sicher setzt, doch die Stute ist, wie alle Pferde des Moserhofs sehr trittsicher. Die folgende Galoppstrecke entlang des Steilufers der Klamm, durch die der Fluß seinen Weg bahnt, ist ein Traum. Danach lassen wir die Pferde im Gebirgsbach trinken und auch wir Reiter können nach zwei Stunden im Sattel im „Gasthof Alpenheim“ Hunger und Durst löschen, während die Pferde neben uns grasen. Hier oben treffen sich die Reiterinnen mit dem Rest der Familie, jeder kommt hier herauf, sei es die Großmutter per Auto, oder der Ehemann per Mountainbike oder zu Fuß. Es ist ein lustiges Zusammentreffen, bei Speck, Käse und Brot, bevor sich, nach zwei Stunden Pause, jeder wieder auf seine Art an den Rückweg macht. Den genieße ich vom Rücken Lamiras noch einmal besonders, da der Rück- Ritt bergab durch das Teuchental nun wieder ganz neue Ausblicke auf den Nationalpark Hohe Tauern, mit seinen imposanten Gipfeln ermöglicht. Nach zwei Stunden Abstiegs, mit unseren trittsicheren Pferdchen begrüsst uns unten am Moserhof Hund Heiko und meine Tochter Schirin kommt mir freudestrahlend entgegen: „Morgen darf ich schon mit ausreiten, da geht es auf die Moseralm“.
Am Abend, wenn im Speiseraum des Moserhofs alle Gäste bei einem, von Bauer Heinz Hartweger kredetzten Schnapserl zusammensitzen, glaubt man sich Teil einer großen Familie: dieser glücklichen Bauernfamilie aus dem Bilderbuch.
Informationen:
Gut Moserhof, Moos 1, A-9816 Penk, Tel.0043 4783 2300, www.moserhof.net
Nationalpark Hohe Tauern, www.hohetauern.at
sehr schöner beitrag hört sich nach einem ziemlich idylischen urlaub an. hätte ich auch mal wieder gerne. vorallendingen würd ich gern mal wieder ski oder snowboard fahren
Kommentiert von: Flug | 15. Januar 10 um 12:06 Uhr
Das wäre für mich auch im Moment genau das Richtige. Werde mich gleich mal informieren, wieviel Schnee dort noch liegt.
Kommentiert von: Schüttguttechnik | 10. Februar 10 um 12:18 Uhr